Wovor uns eine Riechstörung im Alter warnt und wie wir vorbeugen können
Der Geruchsinn ist – evolutionär betrachtet – das älteste Sinnesorgan des Menschen. Älteren Menschen fällt es schwerer, Gerüche zu identifizieren und ein Riechverlust kann ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben. Wenn das Riechen im Alter abnimmt, kann dies ein Zeichen für eine angehende, neurodegenerative Krankheit wie Alzheimer oder Parkinson sein. Meistens aber bemerken wir eine Riechstörung (Dysomie) erst viel zu spät. Wer frühzeitig beginnt, den Geruchssinn zu trainieren beugt einer Dysomie vor und bleibt geistig lange fit.
Schnüffeln erwünscht: So wertvoll ist unser Geruchssinn
Unser Geruchssinn schützt uns nicht nur vor verdorbenen Lebensmitteln oder Gefahren wie Rauch und Feuer. Er hat auch Einfluss auf die Partnerwahl und ist eng mit unseren Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Ob der Kaffeeduft am Morgen, eine gerade frisch gemähte Wiese oder der Geruch eines geliebten Menschen: Über die nur etwa briefmarkengroße Riechschleimhaut kann der Mensch, wie Wissenschaftler vermuten, mehr als eine Billion verschiedene Gerüche unterscheiden. Der Geruchsinn ist – evolutionär betrachtet – das älteste Sinnesorgan des Menschen und er ist auch der unmittelbarste. Während visuelle, akustische oder haptische Signale erst in der Großhirnrinde des Gehirns verarbeitet werden müssen, wirken Düfte im Gehirn direkt auf das limbische System, wo Emotionen verarbeitet und Triebe gelenkt werden. Ein Geruch kann uns urplötzlich in eine längst vergessene Situation zurückversetzen und Erinnerungen wecken. Über den Geruch entscheiden wir auch, ob uns Essen schmeckt – lange bevor wir es im Mund haben. Trotzdem ist der Geruchssinn auch der am meisten unterschätzte und am wenigsten geschätzte menschliche Sinn – bis er entschwunden ist.
Menschen, die ohne ihren Geruchssinn leben müssen, sind in zahlreichen Lebensbereichen eingeschränkt. Sei es der fehlende Geruch bzw. Geschmack beim Essen und Trinken oder das Ausbleiben der Erkennung von verdorbenen Lebensmitteln. Gefährliche Situationen, wie etwa Rauch- oder Gasentwicklung werden nicht erkannt. Auch im zwischenmenschlichen Leben ergeben sich für Riechende unvorstellbare Einschränkungen: der eigene Körpergeruch und der des Partners/ der Partnerin wird nicht mehr wahrgenommen. Dies führt zu Unsicherheit und dem Verlust des Geborgenheitsgefühls in Beziehungen.
Gründe warum der Geruchssinn im Alter abnimmt
Meist entwickelt sich eine Riechstörung (Dysomie) im Alter schleichend und fällt den Betroffenen erst gar nicht auf. Es wird davon ausgegangen, dass 25 % der Bevölkerung darunter leiden. Aber warum nimmt der Geruchssinn eigentlich ab? Zum einen verändert sich der Körper im Alter – das betrifft Augen und Ohren ebenso wie die Nase: Riechzellen gehen verloren, Knochen werden dicker und blockieren Nerven, der Riechkolben wird kleiner und gibt weniger Informationen an das Gehirn weiter. Das schrumpft dazu noch, sodass die Verarbeitung der Sinneseindrücke eingeschränkt sein kann. Zum anderen kann der Verlust des Geruchssinns ein frühes Warnzeichen für eine beginnende neurodegenerative Krankheit wie Alzheimer oder Parkinson sein. Demenz-Betroffene verlieren einen Großteil ihrer Riechleistung noch bevor andere kognitive Fähigkeiten nachlassen. Auch Rauchen und häufiger Kontakt mit Chemikalien und Schmutz oder Staub können die Fähigkeit zu riechen vermindern.
Was tun, wenn man unter einer Riechstörung leidet
Riechstörungen sind oftmals behandelbar. Bei starken Riechstörungen ist der Gang zum HNO-Arzt angebracht. Er kann mit einem Riech-Test bestimmen, wie stark die Einschränkungen sind und eventuelle Ursachen aufdecken. Je nach Ursache können die Einnahme von Medikamenten und Inhalationen eingesetzt werden. Auch Sport und Bewegung an der frischen Luft haben positive Auswirkungen auf den Geruchssinn, da die Schleimhäute besser durchblutet werden. Besonders der Aufenthalt im Wald – oder Waldbaden: das „Eintauchen in die Waldatmosphäre und das Einatmen der Waldluft“ hat, wissenschaftlich bewiesen, nicht nur Auswirkung auf unsere Nase, sondern auf die Gesundheit des gesamten Körpers.
Riechstörung vorbeugen mit Riechtraining
Als Vorbeugung und um den Geruchssinn zu verbessern, kann auch ein einfaches Training mit Ätherischen Ölen eingesetzt werden. Ein regelmäßig durchgeführtes Riechtraining wirkt anregend auf den Hirnstoffwechsel und weckt Erinnerungen. Unser Geruchssinn besitzt nämlich die einzigartige Eigenschaft, dass er durch regelmäßige Reizung wieder zunimmt. Diese Regeneration ist auch im hohen Alter noch möglich. Das Ausbilden neuer Riechzellen dauert ein bis vier Monate. So lange sollte ein Riechtraining mindestens durchgeführt werden. Ideal ist, dazu zweimal täglich, morgens und abends, an verschiedenen Ätherischen Ölen zu schnüffeln. Studien haben gezeigt, dass durch regelmäßiges Riechtraining altersbedingte Riechstörungen vermieden werden können.
Verschiedene Duftreize aus dem Alltag, wie etwa das Riechen an Kaffeebohnen, Gewürzen, Seifen oder dem Harz von Nadelbäumen, sollte jeder Mensch – egal ob jung oder alt – bewusst in seinen Tagesablauf integrieren. Denn eine feine Nase steigert die Zufriedenheit und Lebensqualität ganz enorm – ganz unabhängig vom Alter.
Literatur / Quellen:
Magreiter, Maria Christina (2018): Training mit Düften, in: Österreichische Pflegezeitschrift, Ausgabe 5, 33-37.
Magreiter, Maria Christina (2018): Frischzellenkur fürs Gehirn, in: Aktivieren, Ausgabe 5, 28-31
Bilder:
© Dieter Kühl - DK-Fotografie; Aromapflege GmbH / Alexander Wagner